Markus Lanz pocht in seiner gestrigen Sendung auf die Anpassungsfähigkeit der Menschheit. Aha. Das ist so ein nettes Schlagwort, das klingt so schön nach Aufbruch, nach Fortschritt! Mit Blick auf die Geschichte erscheint das aber nicht viel mehr als eine schöne Utopie.

Warum? Naja, Lanz hat nicht ganz Unrecht damit, dass die Menschheit seit ihrem Bestehen durchaus wandelbar in ihrem Umgang mit Umwelteinflüssen war. Das Problem ist nur: Lässt man kleinere zivilisatorische Bemühungen in extremeren Klimalagen (z. B. Inuit, Wüstennomaden etc.) einmal außer Acht, da sie stets nur Randerscheinungen waren, fällt einem schnell ins Auge, wie diese Anpassungsfähigkeit für das Gros der Menschheit ausgesehen hat. Die Antwort lautet: Völkerwanderung. Wobei auch das nicht ganz korrekt ist, denn für einen erheblichen Teil der Betroffenen bestand die Anpassung vor allem in der Assimilation mit dem Erdreich, vulgo „Tod“ genannt, da sie entweder die Reise nicht überlebten oder sie nicht antreten konnten oder wollten und somit halt schlicht (aus-)starben.

Aber bleiben wir mal bei der Völkerwanderung und halten uns vor Augen, dass die letzten großen Bewegungen zu einer Zeit geschahen, als die Welt noch vergleichsweise „leer“ gewesen ist und Grenzen eher Fluidum als Faktum waren und zur Not auch noch gewaltsam verschoben werden konnten. Wie stellt sich jemand wie Lanz das nun in der nahen Zukunft vor? Wo gewisse Kreise doch schon jetzt ob jeden Flüchtlings, der seinen Fuß auf deutschen oder europäischen Boden setzt, wahlweise in Heul- oder Schreikrämpfe ausbricht? Ich würde mich da jetzt auch keinen Illusionen hingeben, dass die Deutschen mit ihrer international bekannten Art des herzlichen Miteinanders und ihrer unvergleichlichen Bescheidenheit und Demut dereinst in anderen Ländern freundlicher aufgenommen werden würden…

Also doch technischer Fortschritt? Da scheitern wir halt wieder an der Verteilungsgerechtigkeit, nicht wahr? Die Ärmsten der Armen fliehen ja jetzt schon vor dem Klimawandel, wie sollen die sich Technologie leisten können, um diesem zu begegnen? Selbst wenn wir hier alles klimatisieren können, damit wir im Sommer nicht schmelzen: Woher kommt die Energie dafür? Und was machen wir mit unserer Landwirtschaft, wenn einfach immer weniger wächst? Ich bin da sehr skeptisch…

Also unterm Strich würde ich halt doch einfach weiter versuchen, die Emissionen zu reduzieren, anstatt meine Zuschauer mit Halbwissen blenden zu wollen…